Paretzer Skizzenbuch
Der Oberhofmarschall Valentin von Massow (1752-1817) musste im Jahre 1811, nicht ganz freiwillig, denn er hatte sich der Adelsopposition gegen die Stein-Hardenbergischen Reformen angeschlossen, seinen Posten aufgeben und in den Ruhestand treten. Als Abschiedsgeschenk überreichte er seinem König eine Mappe mit Zeichnungen der zwischen 1797 und 1805 unter seiner Oberaufsicht errichteten Paretzer Gebäude.
Für diese Mappe bürgerte sich bald der Begriff „Paretzer Skizzenbuch“ ein, obwohl dies im Kern sachlich nicht zutraf, denn es handelte sich nicht um Skizzen, sondern um sorgfältig ausgeführte Zeichnungen. Diese Mappe existiert im Übrigen, allen Zeitenwenden zum Trotz, immer noch und wird heute in der Graphischen Sammlung der SPSG aufbewahrt. Die abgebildeten Gebäude sind im Prinzip mit der Vorderseite/Straßenseite dargestellt und durch mindestens einen Grundriss, im Ausnahmefall auch noch durch einen Gebäudequerschnitt, ergänzt.
- Nach jahrelangem Stillstand, der zu einem bedenklichen Bauzustand geführt hat, mit vielen Schäden durch Vernachlässigung, wird das Amtshaus nun endlich durch einen Privatinvestor saniert. Endlich, ab 2019 stehen hier neun kleine Wohnungen zur Verfügung - für Paretz eine große Bereicherung.
Ganz wichtig aber ist, vor allem im Zusammenhang mit heutigen Restaurierungen, die dargestellte Farbigkeit der Gebäude. Als Zeichner der Gebäudezeichnungen bis ca. 1800 gilt Martin Friedrich Rabe (1765 - 1856), seinerzeit Baukondukteur d.h. Bauleiter unter David Gilly für die Paretzer Bauten. Nach 1800 können Mitarbeiter des Potsdamer Baukontors, wie Friedrich Gottlob Schadow, als ausführende Zeichner angenommen werden.
Hier der Schüttboden, unten Wagenremise, oben Tenne, rechts und links je ein Wohnteil. Er steht gegenüber der Paretzer Scheune. Neben dem links daneben stehenden Amtshaus ist es das repräsentativste Gebäude des Guts. Von ca.1965 bis 1990 war im Erdgeschoss eine Verkaufsstelle eingerichtet. Leider steht eine baldige Sanierung nicht in Aussicht.
Die Schmiede wurde 1803 am nordöstlichen Rand des Parks neben dem Gehört Wegener errichtet. Die Bausubstanz ist gut erhalten. Für die 1910 hier eröffnete Gaststätte wurde um 1912 nach Osten ein Saalbau in gotisierenden Formen ausgeführt. 2017 wurde die originale Farbfassung wiederhergestellt.
Die Gaststätte Gotisches Haus hat einen wunderbaren Biergarten. Gotisches Haus Paretz
Der ehemalige Gasthof, dessen ebenfalls erhaltener Nebenbau die Küche und Ställe, sowie daran angebaut eine Kegelbahn, enthielt, wurde liebevoll und kenntnisreich saniert.
Im Erdgeschoss sind heute zwei Ferienwohnungen, im Dachgeschoss mit der weit-spannenden Bohlenbinder-Dachkonstruktion wird gewohnt.
Landhaus Luise - Logis in Paretz
Dieser Doppelhof der Koßaeten Stage und Fischer ist heute der des einzeigen verbliebenen gewerblichen Bauern in Paretz.
Aus Uetz kommend fährt man am Ortseingang durch die beiden Torhäuser. Früher des Schäfers Haus und ein Schafstall, später Kindergarten und Nachtwächterhaus, sind es heute zwei hübsche Wohnhäuser.
Von den beiden nebenstehenden Fassaden-Varianten wurde die untere ausgeführt. Interessant ist auch die zwischen den Torhäusern dargestellte Giebelseite des Stalls des Koßaeten Stage (Doppelhof Wegener/Stage) mit den geometrischen Formen der Scheinfenster, siehe oben.
Hier ein Beispiel für die ebenfalls im Skizzenbuch dargestellten Nutzbauten wie Ställe und Scheunen. Die ursprünglich wie alle Scheunen im Ort strohgedeckte Gutsscheune brannte 1894 ab. Sie wurde 1896 durch einen Neubau ersetzt, der bis in die 1950/60ger Jahre als Färsenstall genutzt wurde.
Für die geänderte Nutzung als Tracktorenhalle der LPG wurde ein freispannendes Dach aus Brettbindern und eine Beton-Bodenplatte eingebaut.
Nach dem Kauf der zuletzt als Weizenlager genutzten Scheune durch die Stiftung Paretz im Jahr 2009 erfolgte 2010/11 der Umbau zur Paretzer Scheune als Veranstaltungsort für Paretz und weit darüber hinaus.
Die Eröffnung fand mit Ministerpräsident Matthias Platzeck sowie der Stifterin Helga Breuninger und ihrem Mann Volker Donath im Mai 2011 statt.
Vom Weizenlager zum Konzertsaal, Baubeschreibung
Nicht alle Höfe haben sich erhalten - so wurden bei diesem Hof Werderdammstraße 12 (heute Storchenhof) - der spiegelbildlich dem Hof des Koßaeten Scharbrod (heute Stiftungshaus, siehe unten) gegenüberstand, sämtliche Gebäude erneuert.
Angeregt durch die Touristen, die nach Paretz strömte, baute der Bauer Grünefeld seinen Hof zum Gasthof "Zum Prinzen Heinrich" aus. Prinz Heinrich, der Bruder von Kaiser Wilhelm II, war damals Eigentümer des Guts Paretz.
Heute bietet der der Storchenhof der Familie Hipp schöne Ferienwohnungen, Reiterferien für Kinder und viele Möglichkeiten zum Feiern und Tagen. Storchenhof Paretz
Hier der Hof des Koßaeten (handdienstpflichtiger Bauer) Scharbrod, heute wunderbar saniert und Stiftungshaus der Stiftung Paretz. Stiftung Paretz/Stiftungshaus
Wie alle Wohnhäuser stehen die Krüppelwalmhäuser mit ihrer Fledermausgaube traufseitig an der Straße. Im Dachgeschoss musste von den Bauern jeweils eine Stube für die Entourage des Hofs freigehalten werden - das ganze Jahr über.
Der giebelständige Stall wurde zum Wohnhaus umgebaut.
Zwischen dem Gotischen Haus und dem alten Gasthaus steht am Parkring der Hof des "Bauern Wegener", heute leider durch das angehobene Niveau der Straße etwas abgesenkt.
Hier ist der Einfluss der französischen Revolutionsarchitektur mit den einfachen geometrischen Figuren für die Fenster - und im Falle der giebelständigen Ställe - Fassadennischen besonders deutlich.
Im Jahre 1800 wurde es als allererstes Bauerngehöfte errichtet, es ist das einzige Bauernhaus mit einem Kniestock. Das Wohnhaus ist im wesentlichen erhalten, der linke Stall hat heute ein flacher geneigtes Dach und Garagentore.
Im Familienhaus wohnten die Nicht-Bauern: der Leineweber, der Fischer, Dröscher & Taglöhner, der Müller und ganz rechts war die erste Schule von Paretz. Da es in der Außenkurve der Straße steht ist es von Weitem immer schon gut zu sehen.
1926 erfolgte eine Sanierung und Farbgebung nach der Vorlage des Skizzenbuchs, davon hat der Verein Historisches Paretz Farbfotos. 1983/84 denkmalgerechte Putzerneuerung und Neueindeckung mit Beton-Doppelbiebern, welche durch ihr größeres Gewicht den Dachstuhl deformierten. Da Vollholz knapp war, wurde das Dach der "Schule" 1989 mit Brettbindern und Bitumenpappe ersetzt.
Eine denkmalgerechte Sanierung der linken Hälfte des Gebäudes soll in Kürze erfolgen.
Genau gegenüber des Familienhauses, in der Innenkurve des Dorfstraße, steht das ehemalige Schulzenhaus. Es ist 2 Fensterachsen breiter und hatte verglichen mit den benachbarten Höfen, zwei Ställe.
Durch den hölzernen dorischen Portico, der als überdachte Vorfahrt diente, ist das Gebäude sehr prominent. Um 1900 wurde die Eingangssituation verändert, 1954 erfolgte der Abriss der Säulenvorfahrt, von der nur noch die Fundamente erhalten sind.
Heute ist das Gebäude ein Doppelhaus. Der Stall links fehlt, der Stall rechts wurde in den 1990ger Jahren zum Wohnhaus umgebaut - allerdings steht nur noch die vordere Hälfte.