Das technische Denkmal Paretzer Schleuse mit Pumpenhaus und Trafoturm

1719 wurde auf Befehl Königs Friedrich Wilhelm I.  mit der Melioration des Havelländischen Luchs begonnen.

Mit dem Bau der Anlagen rings um die Paretzer Schleuse 1913-1916 fanden diese Arbeiten ihren Abschluss, fast 200 Jahre nach ihrem Beginn. In den genannten drei Jahren entstand hier, rund einen Kilometer von der Paretzer Ortsgrenze entfernt, ein bemerkenswertes Bauensemble im Stile der Berliner Industriearchitektur um 1900. Während der Jahre des Ersten Weltkrieges waren es vorwiegend französische und englische Kriegsgefangene die für die Bauarbeiten herangezogen wurden. Im Mai 1945 war das Gelände um die Paretzer Schleuse herum Schauplatz letzter Angriffe deutscher Truppen, die versuchten bei Paretz und Ketzin den Ring der sowjetischen Armee zu durchbrechen um nach Westen zu gelangen. Einschusslöcher am Trafoturm zeugen noch heute von den damaligen Kämpfen. Das Schleusenwärterhaus gegenüber dem Pumpenhaus brannte in Folge der Kämpfe nieder. Auf seiner Grundfläche steht heute die Paretz-Akademie der Helga-Breuninger-Stiftung.

An der heutigen Landstraße 92, in unmittelbaren Nähe der neuen blauen Brücke aus den Jahren 2001/2003 findet man dieses wassertechnische Ensemble. Die Gesamtanlage wurde 1984, zwei Jahre nach Stilllegung der bis 1982 noch betriebenen kleineren der beiden Wurfradpumpen, in die Kreisdenkmalliste des Kreises Nauen eingetragen. Eine treffende Charakteristik für die Qualität dieser Anlage lieferte der Technikexperte Heinz Glockhart in einem Buchbeitrag unter dem Titel „Königliches Wasserspiel: Schöpfwerk und Schleuse Paretz“

„Die Schleuse zeichnet sich durch quer verfahrbare Tore mit elektrischem Antrieb aus, eine Anwendung die selten gewählt wurde, …..

 

Zur Wendezeit 1989/90 und in den Jahren danach schritt der Verfall der Anlage immer mehr voran. Erste Bemühungen des VHP  zur Rettung des Pumpenhauses gab es bereits um 1993, doch erst mit dem „Tag des Offenen Denkmals“ im Jahre 2003 gelang es, eine größere Öffentlichkeit auf den bedenklichen Zustand  dieses wichtigen Bau- und Technikkomplexes aufmerksam zu machen. Mehrere hundert Besucher fanden sich an jenem Tag im September 2003 an der Schleuse ein, lauschten den Erläuterungen der anwesenden Experten, genossen Kaffee-und Kuchen und ließen sich mit dem Beiboot der Ketziner Freiwilligen Feuerwehr auf dem Kanal am Pumpenhaus von einem Ufer zum anderen übersetzen.

Eigentümer der Anlagen ist seit etwa dem Jahr 2000 die Stadt Ketzin /Havel, die ihrerseits dem Verein Historisches Paretz e.V. die Möglichkeit einräumte, die Sanierung und Restaurierung des Gebäudeensembles in die Wege zu leiten. Seit dem Jahre 2004 hatte der VHP die Unterstützung der Heinz-Murmann-Stiftung aus Troisdorf bei Bonn. Die genannte Stiftung hatte es sich nach 1990 zur Aufgabe gemacht technische Denkmale im Bereich der ehemaligen DDR vor dem Verfall zu retten. So auch im Falle Paretz. Bereits zum „Tag des Offenen Denkmals 2006“, also nur drei Jahre nach dem aufsehenerregenden Startschuss, konnte das rundum restaurierte Pumpenhaus der Öffentlichkeit wieder übergeben werden. Der Trafoturm folgte wenig später.

 

Im Jahre 2016 konnten im Zusammenhang mit dem 100jährigen Jubiläum der Inbetriebnahme der Anlagen an der Paretzer Schleuse In Anwesenheit des Ketziner Bürgermeisters und zahlreicher Ehrengäste zwei Informationstafeln zur Geschichte und Bedeutung dieses Technikdenkmals enthüllt werden.

Die Standorte der Tafeln:

  • am Übergang zum Pumpenhaus und 
  • am entgegengesetzten Ende des Schleusenbeckens / am Beginn des 2015 neu eröffneten Rad- und Fußweg nach Paretz.

 

Allerdings fehlt es bisher noch an Spenden und Spendern für die Restaurierung der ebenfalls hoch-historischen Aggregate im Inneren des Pumpenhauses, die allesamt noch aus der Entstehungszeit der Anlagen stammen. Der Verein gibt deshalb die Hoffnung nicht auf, dass sich vielleicht doch noch große deutsche Technikunternehmen oder auch interessierte Privatspender dazu entschließen könnten, sich hier zu engagieren.